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Sonntag, 17. April 2022

Als gäbe es keine journalistischen Standards


Im August 2021 wurde bekannt, dass RTL Gruner + Jahr und damit auch den "Stern" übernimmt. Viele befürchteten damals massive Qualitätsverluste beim ohnehin schon abgehalfterten deutschen Magazin. Wie aber sehen diese Einbussen konkret aus? In der aktuellen Ausgabe wurden acht Seiten für "50 Jahre Ballermann" freigeräumt. Garniert mit zwei Seiten vermeintlichen Tipps für Mallorca, also insgesamt zehn Seiten für eine auserzählte Geschichte samt Servicestück. 

Warum? Eingebettet ein Interview mit Henning Baum über seine Hauptrolle in der RTL-Serie "König von Palma". Und später im Heft dann noch eine ganzseitige Anzeige für die Serie des Mutterunternehmens. Die Story im "Stern" wurde von einem gewissen Ingo Wohlfeil verfasst. Sie wird auf dem Cover und auf der Seite "Aus der Redaktion" angekündigt. Wohlfeil war die längste Zeit seiner Karriere für die "Bild" tätig. Der Stern lässt das unerwähnt. Dabei merkt man es schon am Einstieg des Artikels: "So genau wissen sie es nicht mehr, wann sie die Strandbar ... 1972, sicher nicht ..." Mit anderen Worten: Das vermeintliche Jubiläum ist an den Haaren (besser: am Strohhalm im Sangria-Eimer) herbeigezogen. Der Artikel kommt ohne etwas aus, das man noch nicht über die Partymeile von Mallorca gelesen hat. Daher nur eine Frage an den für diesen Ausgabe verantwortlichen Chefredaktor Florian Gless: Wie fühlt sich Konzernjournalismus an?

Der käuflichste Journalist der Schweiz


Kann, wer sich von einem Unternehmen bezahlen lässt, eines Tages kritisch über dieses berichten? Jürgen Schmieder, der vor allem von seinen Artikeln für die "Süddeutsche Zeitung" lebt, ist hier schon abgewatscht worden, weil er fürs "Red Bulletin", die PR-Postille von Red Bull, schrieb. Nur eine Frage an Christof Gertsch vom "Magazin" (Tamedia): Warum tun Sie es ihm mit diesem Artikel über Sprinterin Ajla del Ponte gleich?