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Montag, 19. September 2011

Der Spiegel geht twittern


"Gestern erschien mal wieder eine Spiegel-Titelgeschichte, die sich um ein Internet-Thema dreht. “Ende der Privatheit” heißt sie und dreht sich um Google. Bemerkenswert, dass die Netz-Szene auf diese Story nicht groß Bezug nahm. Das demonstriert, dass nach den “Falschen Freunden“, der raupkopierten Dummmacher-Story, der Second-Life-Sexorgie und dem entblössten Hinternet viele die Hoffnung fahren gelassen haben, der Spiegel könne intellektuell einmal eine tiefgreifende Geschichte zu solch einem Thema anfertigen", schrieb einst der von mir sehr geschätzte Kollege Thomas Knüwer unter der Überschrift "Der Spiegel geht googeln".

Warum mir dieser Blogeintrag vom Januar 2010 nun wieder eingefallen ist? Weil sich beim Hamburger Nachrichtenmagazin seitdem wenig geändert hat. Man nehme nur mal zwei Digital-Geschichten der heutigen Ausgabe. Alexander Kühn füllt zwei Seiten und eine Spalte mit twitternden Stars: "Stars haben die raffinierte Direktheit von Twitter entdeckt", heisst es unter anderem. Es scheint, als hätte Kühn sie entdeckt. Denn dass Prominente zwitschern, ist fünf Jahre nach dem Start des Microblogging-Dienstes nun wirklich keine News mehr - geschweige denn ein Bericht.

Und dann darf Miriam Meckel noch zwei Seiten mit der bahnbrechenden Erkenntnis füllen, dass Google jedem Nutzer seit 2009 individuell angepasste Suchergebnisse präsentiert. Die Freundin von Anne Will schreibt: "Während ich bei der Suche nach 'Finanzkrise' früher mit Hilfe des Page Rank Ergebnisse fand, die aus der Gesamtheit aller Anfragen und Verweise im Internet gewichtet und errechnet wurden, und die für alle Suchenden gleich waren, hat sich jetzt mit der personalisierten Suche etwas verändert." Das, liebe Professorin Meckel, ist nun wirklich nicht neu. Eli Pariser hat darüber das Buch "The Filter Bubble" geschrieben und unter anderem ist dieses Konrad Lischka von Spiegel Online aufgefallen. Selbst die verschnarchte NZZ hat schon einen Bericht gebracht.

Daher nur eine Frage:
Wann lesen wir im Spiegel erstmals eine Digital-Geschichte, die Knüwer widerlegt?