Montag, 15. Januar 2018
Nichts, was sie nicht schon immer über Woody Allens Sex wissen wollen
"Journalismus wird nicht glaubwürdiger, wenn er sich der #Metoo-Bewegung anbiedert", schrieb Claudia Schwartz unlängst so treffend in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Vier Titelthemen werden auf der aktuellen Ausgabe des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" angepriesen. Ganz unten rechts "#MeToo: Der Versuch, mit Woody Allen über Missbrauch zu reden". Wow, denkt man, da traut sich jemand etwas und findet neben Harvey Weinstein, Dieter Wedel und Werner De Schepper noch jemanden, mit dem man sich mal über das Thema unterhalten sollte. Spiegel-Redaktor Philipp Oehmke, unter anderem für glorifizierende Star-Porträts bekannt und Autor der affirmativen Toten-Hosen-Biografie "Am Anfang war der Lärm", war bei Woody Allen in New York. Und was macht Oehmke: Die erste Seite schreibt er mit einer Zusammenfassung bisher erhobener und angejahrter Vorwürfe voll. Dylan Farrow, von Allen und Schauspielerin Mia Farrow adoptiert, behauptet seit 1992, von ihm missbraucht worden zu sein. Auf der zweiten Seite darf Woody Allen über seinen neuen Film "Wonder Wheel" sprechen, in dem Kate Winslet und Justin Timberlake die Hauptrollen spielen. Dann geht es kurz um Weinstein und am Ende kommt dann die oben zu sehende Passage. Im Klartext: Oehmke stellt Allen eine Frage, der sagt, dazu habe er vor Jahren in der "New York Times" alles geschrieben und er werde sich nicht mehr dazu äussern. Nur eine Frage an Spiegel-Chefredaktor Klaus Brinkbäumer: Warum bekommt ein solcher Text im Heft drei Seiten und die reisserische Ankündigung auf dem Cover?
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