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Montag, 15. Januar 2024

Eigene Wörter zählen


Oben eine Medienmitteilung der Kantonspolizei Schwyz, unten zunächst ein Artikel aus dem "Blick", dann einer aus "20 Minuten". Davon abgesehen, dass jeweils im Vergleich zur Mitteilung nur ein paar Wörter verändert wurden und es nicht einmal für die obligatorische Bilderstrecke reichte, weil die Kapo nur ein Foto zur Verfügung gestellt hatte, nur eine Frage an Letizia Vecchio von "20 Minuten": Schämen Sie sich nicht, über so etwas Ihre Autorinnenzeile zu setzen, anstatt es verschämt beim Kürzel zu belassen, wie es solcher Copy-and-Paste-Journalismus gebietet? 

Interessenskonflikt aus dem Lehrbuch


In ihrer aktuellen Kolumne für "Das Magazin" setzt sich Nadine Jürgensen mit der (fehlenden) Geldanlagestrategie vieler Frauen auseinander. Sie schreibt unter anderem: "Wer anfangen will zu investieren, sollte erstens einen Kurs besuchen oder sich anderweitig informieren; zweitens ein Budget mit Sparquote erstellen; drittens einen Notgroschen auf der Seite haben; viertens mit einer 3a-Säule die erste Investition tätigen und Gebühren beachten; fünftens danach weitere breit abgestützte Investitionen tätigen, etwa in Indexfonds oder ETF, und dort sechstens regelmässig kleine Beiträge einzahlen; siebtens Gewinne immer wieder reinvestieren (wegen Zinseszins) und achtens einen langen Anlagehorizont wählen, damit die Zeit immer zu ihren Gunsten spielt." 

Jürgensen schiesst unter anderem gegen die Banken: "Daran sind auch die Finanzinstitute schuld: Sie begegnen Frauen nicht auf Augenhöhe, sprechen Finanz-Bla-Bla und lassen die Finanzwelt als undurchdringlichen Dschungel erscheinen. Drei Viertel der Vermögensverwalter geben in einer Studie von BNY Mellon an, hauptsächlich Männer anzusprechen. Laut der Studie fühlen sich 82 Prozent der Frauen in der Schweiz unwohl beim Gedanken, einen Teil ihres Geldes am Finanzmarkt anzulegen. Eine deutsche Studie zeigt ausserdem, dass Bankberater Frauen häufiger teure Fonds mit tiefem Risiko empfehlen."

Ein Problem: Jürgensen, die schon bei der "NZZ" nicht als grosse Rechercheurin auffiel, nennt manche Quellen ihrer Behauptungen nicht, andere sind nicht unabhängig, etwa BNY, also eine Bank. Das grössere Problem: Nadine Jürgensen ist eine der Gründerinnen von ellexx, einem Start-up, das unter anderem Säule-3a-Produkte und ein Tracker Zertifikat vornehmlich für Frauen anbietet. Jürgensen hat also einen echten Interessenskonflikt, denn im Grunde macht sie Werbung für ihren Laden, indem sie andere Finanzanbieter disst. Von der bescheidenen Performance des ellexx-Trackers einmal abgesehen, nur eine Frage an "Magazin-Chefredaktor" Bruno Ziauddin: Warum hat aus Ihrer Redaktion niemand Jürgensen gestoppt?