Donnerstag, 30. Mai 2013
Von Journalisten an der Falkenstrasse bisher kaum beachtet
Es ist ein alter Trick: Hast du nichts Neues anzubieten, schreibst du einfach, das, was du anzubieten hast, sei bisher kaum beachtet worden. In der heutigen NZZ schreibt Oliver Diggelmann, Professor für Völker- und Staatsrecht an der Universität Zürich, fast eine ganze Seite über das Tallin-Manual voll, in dem es um das Verhältnis von Cyberwar und Völkerrecht geht. Publiziert worden war es im März. Publizistischen Niederschlag fand es vielerorts, wie jeder per Suchmaschine herausfinden kann.
Auch die sonstige Digitalberichterstattung in der heutigen Ausgabe ist - wie gewohnt - ein Trauerspiel. Dafür sorgt der hier auch schon einige Male negativ aufgefallene Digitalredaktor Stefan Betschon. Auf der Digitalseite ist eine Geschichte über "Digitale Demenz" der Aufmacher. Diese basiert zu grossen Teilen auf der seit längerem erhältlichen App Snapchat, die auch auf NZZ.ch schon einige Male abgefeiert wurde. Aufgehängt ist der Artikel an einem Zitat von Googles Verwaltungsratspräsident Eric Schmidt, der vergangenes Wochenende für ein vergessliches Internet plädiert hat, wie Betschon schreibt. Wenigstens nennt der Journalist dieses Mal Ort und Quelle (Hay Festival und Daily Telegraph). Normalerweise schreibt er "diverse Medienberichte", wenn er abschreibt. So neu ist Schmidts Forderung übrigens nicht. Er hat sich bereits Anfang Mai an einer Konferenz in New York für einen Lösch-Button für Webinhalte ausgesprochen. Betschon hätte einfach nur seine eigene Seite lesen müssen. Wie fast immer ist auch Betschons Kolumne diese Woche ein Ärgernis, weil er längst abgehandelte Themen aufwärmt, ohne dazu einen eigenen Gedanken anbieten zu können. Heute geht es um Googles Suchvorschläge. Alles dazu, inklusive dem Thema Bettina Wulff, ist - wie gesagt - längst gesagt. Ansonsten gibt es auf der Seite noch drei Kurzmeldungen, die auch schon überall zu lesen waren. Und der Surface-Pro-Test von Claude Settele ist auch nicht der Rede wert. Ich ärgere mich wirklich über das Geld, das ich der NZZ in den Rachen werfe. Als Anregung: Heute wären vielleicht Windows 8.1 und DRM für HTML5 Themen gewesen, welche die IT-affine Leserschaft erreicht hätten. Daher nur eine Frage, NZZ: Was ist eigentlich aus Peter Hogenkamp und seiner Digitaloffensive geworden?