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Sonntag, 11. April 2021

Tote Hose bei der Recherche


Philippe Stalder hat für die "SonntagsZeitung" einen Artikel geschrieben, in dem er nachzuweisen versucht, dass Konsum von Internetpornos in der Schweiz seit dem Covid-19-bedingten Lockdown zugenommen  hat. Auf der Front ist von 20 Prozent die Rede. Woher kommt die Zahl? Von Pornhub. Das ist zwar einer der weltweit grössten Anbieter von Internetpornografie. Repräsentativ muss die Zahl trotzdem nicht sein. Es könnte nämlich beispielsweise sein, dass Pornhub zwar stark zugelegt hat, andere grosse Anbieter wie Xhamster oder YouPorn Nutzer verloren haben. Übrigens schlüsselt Pornhub den Zuwachs nicht nach Geschlechtern und Alter auf... Warum ist das wichtig?
In Stalders Artikel wird dann eine Studie aus der "Zeitschrift für Sexualforschung" zitiert, laut der jeder dritte Mann in der Schweiz seinen Pornokonsum als zu hoch einstuft. Das Datum der Studie wird nicht genannt, die Ausgabe auch nicht. Die Studie bezieht sich aber sicherlich vor auf die Zeit vor Corona. Denn im Artikel kommt nun die Zürcher Sexual- und Paartherapeutin Ursina Brun del Re zu Wort, die mutmasst, diese Zahl dürte im Lockdown gestiegen sein. Breiten Raum nimmt dann der obligatorische Einzelfall ein, samt Schilderung von Erektionsproblemen wegen zu hohen Pornokonsums. Natürlich - bei einem solchen Thema - anonymisiert. Und damit wie so oft einfach ausgedacht. Eine Zahl zu den vermeintlich gestiegenen Fallzahlen von Erektionsstörungen bei jungen Männern? Auch Fehlanzeige. Daher nur eine Frage an Philippe Stalder: Wie wäre es mit harten (sic!) Fakten?