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Dienstag, 18. März 2014

Man sollte Uli Hoeness und einen Kommentar zu ihm nicht abschreiben

Heute erschien um 15:24 ein Kommentar von Thomas Hüetlin auf Spiegel Online. Titel: "Häme nach dem Hoeneß-Prozess: German Schadenfreude." Das Ganze weckt Erinnerungen an einen vier Stunden zuvor publizierten Artikel von Annette Ramelsberger auf süddeutsche.de. Titel: "Presse-Häme nach Hoeneß-Urteil Tiefer geht's nicht." Die Stossrichtung beider Autoren ist klar. Die Medien sollen aufhören, sich angesichts des Schicksals des verurteilten Straftäters Uli Hoeness über den ehemaligen Präsidenten des FC Bayern München lustig zu machen. Man könnte sich fragen, welches Medium das einzige Interview mit Hoeness bekommt, bevor er in die JVA Landsberg einfahren wird. Man könnte sich aber auch fragen, warum Hüetlins Text so stark dem Ramelsbergers ähnelt. Beispielsweise heisst es im erstgenannten: "Der Prozess gegen Uli Hoeneß in der letzten Woche wurde zu einem Fanal von good old German Schadenfreude. "Richter macht ihn rein", titelte der "Berliner Kurier", "Der Runde muss ins Eckige" die "BZ" und nicht einmal die "taz", sonst Insel des Juste Milieu und der Gutmenschen, konnte sich zurückhalten: "Mia san hier" spottete sie und zeigte einen rot-weißen Schal, der aus einem Gefängnisfenster hängt." Ramelsberger schreibt: "Klar, der zurückgetretene Bayern-Präsident Uli Hoeneß ist nicht unbedarft in die Medienwelt geraten. Er wurde auch sicher nicht von Weinkrämpfen geschüttelt, als er nach seinem Urteil die Schlagzeilen gelesen hat: "Der Runde muss ins Eckige", "Uli dahoam", "Richter macht ihn rein" - bebildert mit Hoeneß in gestreiften Knastklamotten hinter Gitterstäben. Und Hoeneß sah garantiert die Twittereinträge nicht, die sich an ihrer eigenen Witzigkeit erfreuten. Einer lautete so: "Transferhammer!!! Hoeness wechselt für 27,2 Mio zur JVA. Er hat dort einen 3 1/2 Jahres Vertrag." Hüetlin schreibt: "Hoeneß und der FC Bayern, das ist eine Erfolgsgeschichte, aber es ist eine, die alle anderen deutschen Fußballvereine demütigt, durch die Siege natürlich, aber auch durch die Art wie sich Hoeneß über Jahrzehnte präsentierte. "Wir müssen arroganter werden", sagte er, wenn einer es wagte, die Bayern zu kritisieren." Ramelsberger schrieb zuvor: "Sicher, der Mann hat selbst hart ausgeteilt, er hat den anderen in der Bundesliga stets vermittelt, dass die Bayern ganz vorn stehen und dann lange nichts kommt. Er ist der Inbegriff bayerischer Arroganz." Hüetlin schreibt: "Im Gegensatz zur folkloristischen Betrachtung, laut der reiche Menschen sich im Gefängnis an Hummer und Champagner laben, ist Knast in Bayern kein Spaß. Man sitzt erst mal im Loch, und die meisten, vor allem Ersttäter, fallen mental in eine tiefe Grube. Strafe muss sein, das ist der Leitgedanke auch im Freistaat, aber langsam soll sie übergehen, hin zur Resozialisierung, dem Recht auf eine zweite Chance." Ramelsberger schrieb: Es geht um etwas ganz anderes: um das Ausgeliefertsein, die Einsamkeit, den Moment, wenn sich der Schlüssel hinter einem im Schloss dreht. Und es eben bei Weitem nicht so klar ist, dass man nach ein paar Monaten wieder draußen ist oder zumindest auf Freigang. Es ist ein großer Einschnitt im Leben. Deswegen ist es unverständlich, warum überall geschrieben und mit profundem Halbwissen getalkt wird, dass Hoeneß doch vom ersten Tag an quasi als Luxusfreigänger den Knast verlassen könne. Das mag vielleicht im Norden der Republik zutreffen, in Bayern sitzt man erst einmal." Daher nur eine Frage an Thomas Hüetlin: Hätten Sie ihren Copy-and-Paste-Artikel nicht auch eine halbe Stunde nach dem Original veröffentlichen können?

Content is King

Ich habe mich oft gefragt, welchen Zaubertrank Hansi Voigt den zahlreichen Medienschaffenenden gegeben hat, die ernsthaft geglaubt haben, er könne mit Watson mal eben ein neues Newsportal aus dem Boden stampfen, das 20 Minuten und Blick.ch das Fürchten lehrt. Ein paar Wochen nach dem Start ist Ernüchterung eingekehrt. Zahlen will der Medienmessias wohl im Mai erstmals nennen, wie man in diversen Interviews lesen konnte. Ich will mich hier gar nicht lange über Vermarktungsmodelle und so weiter auslassen. Es ist ganz einfach. Watson hat nur eine Chance, wenn man den Lesern ab sofort jeden Tag das Gefühl gibt, sie würden auf der Seite etwas bekommen, das sie (so) sonst nirgendwo gratis kriegen. Ich kann aber beim besten Willen wenig erkennen, das diesen Anspruch einlöst. Man nehme nur einmal die heutige Digital-Seite. Fast den ganzen Tag war die Top-Story, dass man sich in den Apps für iOS und Android nun nicht mehr anmelden muss. Welchen Apps? Den eigenen… Ansonsten hat man einen Artikel über Popcorn Time gelesen, der wie vieles von Spiegel.de stammt und nichts Neues enthielt. Auch eine Gerüchteübersicht zum iPhone 6 hat man schon oft gesehen. Und der Ausflug ins Darknet brachte ebenfalls keine neuen Erkenntnisse. Oder hätten man gedacht, dass sich dort Dealer wohlfühlen? Darunter steht Werbung für die Sony World Photograph Awards, die sich als Artikel tarnt. Und dass die Xbox One im November in die Schweiz kommt, kann man genauso auf x anderen Seiten lesen. Das gilt auch für die angereicherte Agenturmeldung zu Swisscoms Setzen auf VoIP-Telefonie. Die Geschichte daneben stammt wieder von Spiegel.de und so weiter. Daher nur eine Frage, Hansi Voigt: Werden Sie so 2015 überstehen?

Mittwoch, 12. März 2014

Der Tod der guten Geschichte ist die Recherce

Seit kurzem macht ein YouTube-Video von Tatia Pilieva die Runde, in dem sich angeblich fremde Menschen küssen. Es ist aber nichts weiter als Werbung für Kleidung von Wren. Daher nur eine Frage an all die recherchefaulen Journalisten wie jene von Bild und Blick: Wie wäre es mit einer Korrektur?